alte heimat

500 kilometer südlich. du steigst
aus dem auto und trittst
in dein vergangenes leben.

dir gegenüber eine postkartenidylle,
in die du eintauchst, tief atem holend
und den blick vom boden hebend.

das schwäbische dorf (und erst recht, tags darauf, die stadt)
begrüßt in dir einen weiteren touristen,
jedoch einen, der sich erinnert, hier gelebt zu haben,

und nichts mehr davon weiß. die gegenwart ist anders
als die vergangenheit, die du erwartet hast. so bewegst
du dich durch den traum von einem leben, das du

hättest führen können, niemals aber führen wirst. überraschend:
du bist nicht enttäuscht. unberührt inmitten des einst gelebten,
fühlst du dich heimisch und fremd zugleich. ohne zu bereuen.

das eis schmeckt, wie es überall schmeckt. die buchhandlungen,
von denen du immer noch träumst, halten keine überraschung bereit.
die einst vertrauten straßen haben ihr geheimnis verloren.

mit jedem schritt verblasst die erinnerung.
erinnerung an das eigene leben,
das nicht erinnert werden kann.